Singspiel um Gründung des Regens-Wagner-Werks fand großen Zuspruch

Brücke in die Gegenwart

DILLINGEN – „Wo geht‘s denn los?“, fragt die Kamerafrau vor der Generalprobe des Singspiels „Funke sein, Flamme werden!“. „Hinten“, antwortet Sabine Remiger, die Pressesprecherin von Regens Wagner Dillingen. Also drehen sich alle Zuschauer um. 

In der ersten Szene gehen die Hauptfiguren von hinten nach vorne durch den Zuschauerraum. Regens Johann Evangelist Wagner, der frühere Leiter des Dillinger Priesterseminars, und Schwester Theresia Haselmayr, einst Generaloberin der Dillinger Franziskanerinnen, sind in unserer Zeit auferstanden. Sie unterhalten sich darüber, wie aus ihrer gemeinsamen Gründung einer Schule für taubstumme Mädchen 1847 ein Sozialwerk mit 14 Standorten in Bayern und einem in Ungarn entstanden ist. 

Und sie schauen zurück auf ihr Leben. So zeigt eine Kindergruppe die erste Begegnung des kleinen Johannes mit einem taubstummen Jungen, in moderner Sprache und Kleidung wie Jeans, Kapuzenpulli und FC-Bayern-Trikot. Das Stück schlägt eine Brücke in die Gegenwart. 

Der Bewohner einer Gruppe für Lernbehinderte erzählt, dass es sein großer Traum war, den Mofaführerschein zu machen. Seine Betreuerin unterstützte ihn beim Lernen der Verkehrsregeln. In weiteren Szenen erzählen Dillinger Franziskanerinnen von der Bedeutung der Stiftung für ihren Orden, Förderlehrer und Betreuer über die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes. 

Von der ersten bis zur letzten Szene läuft alles so rund, dass nicht zu bemerken ist, dass es sich um eine Probe handelt. Das deckt sich auch mit den Emotionen und mit der Bewertung aller 58 Mitwirkenden. Die Kindergruppen, die Erwachsenenwohngruppen, die Dillinger Franziskanerinnen, die Schauspieler, die Musiker, der Gesangschor, der Gebärdenchor – alle sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Generalprobe und finden keinen Punkt, an dem sie noch arbeiten müssten.

Die Textautorin des Stücks ist
Kathrin Reile. Die eingängigen, Gospel-ähnlichen Melodien stammen aus der Feder von Andreas Schneider. Die beiden Sozialpädagogen machen auch die Musik für viele Gottesdienste im Regens-Wagner-Werk Dillingen. Die Idee für das Singspiel entstand am Rande einer dieser liturgischen Feiern im Gespräch mit dem Geistlichen Direktor Pfarrer Rainer Remmele. 

Alle Mitwirkenden des Theaterprojekts sind Schüler, Bewohner oder Mitarbeiter der Regens-Wagner-Standorte Dillingen, Glött und Augsburg. Sie werden angeführt vom Leiter der Theresia-Haselmayr-Schule Jürgen Stella als Regens Wagner sowie der Physiotherapeutin Miriam März als Theresia Haselmayr. 

Ab Januar 2022 wurde zunächst getrennt geprobt, in Schulen, Werkstätten, Wohngruppen und dem Konvent der Dillinger Franziskanerinnen, ab März zusammen. Das Stück berührt rundweg. Alle Darsteller, Sänger und Musiker sind immer ausdrucksvoll, egal ob stumm oder mit Worten.

Die Idee des Singspiels und seine Aufführung fand so regen Zuspruch, dass alle Vorstellungen in kürzester Zeit schon vorab ausverkauft waren. Sogar eine Zusatzvorstellung wurde anberaumt. Die vier Aufführungen gingen in der Begegnungsstätte St. Stanislaus neben der Kulturkneipe Chili in Dillingen über die Bühne.

  Martin Gah

10.04.2022 - Bistum Augsburg